E-Lending: Urheber fordern mehr Transparenz und angemessene Vergütung

Digitale Leihe und Bibliotheken: IWD market research GmbH untersucht Erfahrung von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren und Übersetzerinnen und Übersetzern mit physischer und digitaler Leihe in deutschen Öffentlichen Bibliotheken

E-Lending und analoge Leihe von Büchern: Was sagen die Urheber:innen dazu?

Auswertung der Studie des Netzwerk Autorenrechte unter Autoren:innen zu den Themen E-Lending und analoge Leihe von Büchern in Bibliotheken

Berlin, 15. Mai 2022. Anlass dieser Studie war der Vorstoß des Bundesrates, im Zuge der Implementation der EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt den Paragraphen 42b zu verankern. Dieser Paragraph sieht vor, das E-Lending sowohl für jegliche Buchautor:innen – inkl. Übersetzer:innen als Urheber:innen der deutschen Fassung – als auch für Verlage als mandatorische Pflicht einzuführen: sprich die sogenannte „Zwangslizenz“ gesetzlich festzuschreiben. Sollte dies gelingen, wäre das ein tiefer Eingriff in die Urheberpersönlichkeitsrechte und ein Angriff auf den E-Book-Markt. In die Gespräche um die angestrebte „Zwangslizenz“ wurden die Urheber:innen leider erst sehr spät einbezogen.

Um deren Stimmen hörbarer zu machen, hat das Netzwerk Autorenrechte im Herbst 2021 eine Studie unter rund 800 Autor:innen durchgeführt. Dazu beauftragte das NAR die IWD market research GmbH mit der Umsetzung und Evaluierung der Umfrage. Die Auswertung zeigt, dass Autor:innen das System Öffentliche Bibliotheken grundsätzlich befürworten, und das, obwohl schon jetzt die Höhe der Vergütungen beim Verleih von Printbüchern im europäischen Vergleich fast Schlusslicht ist. Die digitale Leihe wird jedoch viel kritischer gesehen, denn diese wird einen immensen Einfluss auf das Einkommen von Autor:innen haben. Vorangegangene Studien zeigen, dass Nutzer:innen der „Onleihe“ deutlich weniger Bücher kaufen als zuvor. Die bereits prekäre Einkommenssituation der Künstler:innen würde sich mit der Einführung der Zwangslizenz weiter verschärfen. Deswegen darf der Bildungsauftrag des Staates nicht auf dem Rücken derjenigen ausgetragen werden, die die kulturelle Vielfalt erschaffen.

Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der kulturellen Bildung muss von der Gesellschaft auch adäquat entlohnt werden und dies, so die Befürchtung des Gros der Autor:innen, wird nicht geschehen. Die Zwangslizenz würde der hinter der Onleihe stehenden privatwirtschaftlichen Firma divibib GmbH eine staatlich geförderte Monopolstellung verschaffen. Noch können Autor:innen die Leihe ihrer E-Books ausschließen und tun dies häufig; vor allem, weil die Verleiher derzeit nicht in der Lage oder nicht willens sind, transparente Zahlen der Ausleihen zu liefern. Dieses Problem ist für Printbücher bereits seit Jahren bekannt und mit der Zwangslizenz für E-Books würde sich die Lage für Autor:innen weiter dramatisieren.

Gleichwohl sind sich die Autor:innen bewusst, dass die Digitalisierung auch auf dem Buchmarkt weiter voranschreiten wird. Die AG E-Lending des Netzwerk Autorenrechte hat deshalb vier Forderungen an die Politik aufgestellt, um faire Bedingungen für Urheber:innen zu gewährleisten. Diese Forderungen finden sich am Ende der Auswertung der Studie:

Digitale Leihe und Bibliotheken – Ergebnisse des Netzwerk Autorenrechte

Studie „Auswirkungen des E-Lending in Bibliotheken“
Empfehlungen zum Schreibhandwerk

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